von Erich Klinger.
Ein ziemlich traumhaftes Jahr ist – endlich – vorüber. Meine zeitweilige Hoffnung, dass sich die nervige Knallerei diesmal auf die Silvester-Nacht beschränken würde, war schließlich fehl am Platz. Traumhaft war das Jahr 2022 mit Sicherheit für Rüstungskonzerne in allen Erdteilen, meinereins hat hingegen nur oft geträumt, zuletzt von gemeinsamer Arbeit in einem Kulturhaus mit meinem ehemaligen Radiokollegen Johannes, der noch den altertümlichen Brauch des Postkartenschreibens pflegt.
Von Neujahrswünschen halte ich wenig, denn jenen Menschen, die mir wichtig sind und das sind in auch sehr großen Radien wahrgenommen nicht wenige, wünsche ich ungeachtet von Jahreswechsel und sonstigem Brauchtum gute oder zumindest weniger beschissene Zeiten und jenen, deren Wirken ich für den Großteil der Menschheit wenig segensreich erachte, kann ich unter Einhaltung humanistischer Grundlagen wohl auch nur lebenslange Krätze wünschen.
Mir selbst „wünsche“ ich, dass mir mit weniger kraftraubenden Einbrüchen und vermeintlich harmlosen Ablenkungsversuchen besser gelingt, meine Vorhaben anzugehen und nach Möglichkeit umzusetzen. Und dabei auch mit weniger Frustration darüber hinwegzukommen, dass die Aussicht auf eine einigermaßen gut bezahlte und in erster Linie erfüllende und sinnvolle Tätigkeit mit jedem Tag schwindet, der den Zeitraum bis zum Erreichen des „Pensionsantrittsalters“ verkürzt. Aber immerhin kann ich als Positivum verbuchen, dass ich nach wie vor davon überzeugt bin, zu mehr befähigt zu sein als zum Büroboten oder zum Hüfstschak, wie ein mich einst begutachtender gut bezahlter Arbeitsmediziner befundete.
Ich weiß, dass ich trotz teils massiver psychischer Probleme zu guter bis sehr guter Arbeit fähig bin, vor allem wenn ich entsprechenden Spielraum habe. Wer sich auf dem glatten Parkett der Tram-Train-Präsentation in Karlsruhe oder der Veranstaltung mit Erwin Riess zum Thema "Assistierter Suizid" bewiesen hat, hat zwar keinerlei Anlass zu Größenwahn, sollte aber auch ein gewisses Quantum an Selbstvertrauen mit in den Alltag nehmen.
Alltag und Beheizung der Wohnung: im letzten Begleittext habe ich darüber berichtet, dass nur ein Raum - die Wohnküche - beheizt werden kann, doch Aussicht auf Besserung durch etwaige rasche Reparatur des nicht funktionierenden Gas-Konvektors besteht. Der mit dem Gerät gut vertraute Fachmann stellte jedoch fest, dass das Thermo-Element defekt ist und ersetzt werden muss. Immerhin hat mir der Vermieter darauf hin am Folgetag ohne weitere Diskussion einen Elektrostrahler ausgehändigt, mit dem ich bis in die zweite Jännerhälfte auskommen werde. Oder auskommen muss, je nach Lesart. Bei der Ersatzteilbestellung ist nämlich etwas schief gelaufen, tja, der Kupferdraht war eindeutig zu kurz und die Bemühungen des Installateurs, die Sache noch vor Weihnachten zu erledigen, somit vergeblich.
Bei den aktuellen Außen-Temperaturen komme ich – trotz „Abkühlung“ um einige Grade - mit insgesamt sparsamem Einsatz des Gaskonvektors in der Wohnküche und des Elektrostrahlers im Arbeits- und Schlafraum durch, d.h. der Konvektor läuft zumeist auf Sparflamme und der Strahler ist nur zwischendurch im Einsatz. Die meiste Heizenergie verbrauche ich nach dem ausgiebigen Lüften der Wohnung in der Früh und im Laufe des Vormittages bzw. am späteren Nachmittag und Abend. Die Tuchent zur Selbsterwärmung und der Kälteschutz zur Wand hin reichen für die Nacht.
Vom "klassischen" Winter ist von meinem Wohnturm aus derzeit nichts mehr zu sehen außer einiger dezenter Abgasfahnen an Schornsteinen von Häusern in der Nachbarschaft.
Zwischen Bahnhof Kefermarkt und der Bahnhaltestelle Lasberg-St. Oswald waren bereits wenige Tage vor Silvester nur mehr wenige Schneeflecken zu sehen, aber immerhin noch einige zu Eis gefrorene Pfützen am Feldweg entlang der Strecke der Summerauer Bahn.
Besagte Bahnhaltestelle bezeugt erneut, dass bei Planung und tatsächlicher Adaption bestehender Haltestellen und Bahnhöfe mitunter praxisferne und kunden/kundinnenfeindliche Schreibtischtäter*innen am Werk sind. Und dies abgesehen von den Sicherheitsfanatikern und Fahrgastzahlzynikern, die Unterführungen ohne Aufzüge oder rollstuhl- und kinderwagentaugliche Rampen bauen lassen, wo ein ebener Zugang - über ein Gleis - zum neu ausgeführten Bahnsteig möglich gewesen wäre. Oder an umgebauten Bahnhöfen mit häufigen Umsteigebeziehungen zu Regionalbussen der gezählten Meinung sind, dass eine WC-Anlage nicht mehr nötig sei.
Wie zumindest in OÖ und wahrscheinlich auch im benachbarten Südböhmen, Bayern und Waldviertel bekannt, ist es im Mühlviertel mitunter ziemlich „huschi“. Daher wäre es doch naheliegend gewesen, beim Umbau der Haltestelle Lasberg–St. Oswald eine Glaskonstruktion errichten zu lassen, die Schutz vor Wind und Regen bietet und "luxuriöser Weise" sogar eine Tür aufweist. Aber Schnecken: die beeindruckende Neukonstruktion bietet zwei bis maximal drei Fahrgästen geringstmöglichen Schutz und der Wind pfeift auch dort unten durch, wo Glaswände vorhanden sind. Hauptsache neu und praxistauglich für ein „Modernisierungsfoto“ mit zwei ÖBB-Planungsschakln und dem Landesrat.
Die schon im rustikalen Vorgängerbau unerfreuliche Situation für Wartende bei Schlechtwetter (und Verspätungsfall) hat sich Dank der Kurzsichtigkeit der Planenden sogar noch verschlechtert, auch das muss man einmal zusammen bringen.
Deutlich verschlechtert hat sich bereits mit Fahrplanwechsel am 11.12.2016 das Angebot bis und ab Lasberg-St.Oswald. Die bis dahin für einige Jahre – zum Leidwesen der České dráhy – in Österreich vor allem als Regionalzüge geführten Prager Züge wurden beschleunigt, nur zwei Halte in Lasberg-St. Oswald blieben über. Mit 15.12.2019 wurden die nunmehrigen REX zu ICs und am 13.12.2020 die Intercity-Züge zu Eurocity-Zügen aufgewertet.
Zwei der Eurocity-Züge nach Praha bleiben spätnachmittags/frühabends in dieser Haltestelle stehen und fetten das Angebot für PendlerInnen und vor allem an Wochenenden für Linz-AusflüglerInnen auf. Richtung Linz sieht das Angebot jedoch seit gut 6 Jahren zwischen 7.27 und 19.27 so aus, wie die Haltestelle in ihrer Neugestaltung bezüglich stylischer Sparsamkeit deutlich macht: 4-Stunden-Takt mit elektronischer Abfahrtsanzeige in Echtzeit und Chris Lohners Sprachmodule, die im Verspätungsfall auch akustisch informieren.
Und auch wenn es ein „Jahrhundertprojekt“ sein dürfte: die Abfahrtsanzeige um die Buskurse der nahe gelegenen Bushaltestelle „Lasberg-Siegelsdorf West“ zu erweitern, würde die Trostlosigkeit der Bahnhaltestelle doch etwas mindern.
Die vom 5. bis 7. Jänner „klimaneutral“ stattgefundene Jänner-Rallye im Großraum Freistadt, die versorgungstechnisch raffiniert auch am Klinikum Freistadt vorbei führte, wurde nicht von allen mehr oder minder zwangsweise involvierten BewohnerInnen entlang der Strecke gut angenommen. Im Protestschreiben eines von der Rallye heimgesuchten Mühlviertlers an LH Stelzer – Verfasser des Vorwortes zum Rallyeprogramm - heißt es u.a.: „Der stark merkbare Effekt rund um dieses Spektakel: Wochen vorher und Monate nachher wird schon/noch "rallyemäßig" gefahren ...“.
Was nun, was tun? Es wird, dank Zersiedelung und mangels Raumordnung, die das Zerstückeln von Landstrichen vermeidet, außerhalb eigens dafür errichteter Territorien tatsächlich schwieriger, Motor“sport“veranstaltungen durchzuführen, die nicht durch Wohngebiete bzw. an Häusern vorbei führen. Ein kurzfristiges Umdenken im Sinne eines deutlichen Nachlassens der Begeisterung für Motor“sport“ und der Selbstverständlichkeit, in Sachen Mobilität alles dem Auto unterzuordnen, ist nicht zu erwarten und vor allem auch nicht erwünscht. Diese Verzahnung lässt die in Ernest Callenbachs 1975 erschienenen Roman „Ökotopia“ vorgefundene Vision, wonach Mobilität als Selbstzweck ohne Rücksicht auf Natur und Mensch keinerlei Bedeutung mehr hat, kaum umsetzbar erscheinen.
Die Mitwirkung der renommierten Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb an der „Feronia“ genannten Kampagne für mehr Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft – durchgeführt von OÖ Nachrichten, Land OÖ und Oberbank – legt den Verdacht nahe, hier würde vor allem auf Kosten Kromp-Kolbs „Greenwashing“ betrieben. Kromp-Kolb reizt ihre pragmatische Haltung, was der guten Sache noch vertretbar dienlich ist, sehr weit aus.
Wer sich mit Hunden ins Bett legt, wird mit Flöhen aufwachen, übertragen auf die Jury von Feronia: wer zusammen mit Wirtschaftslandesrat Achleitner in einer Jury sitzt, die Nachhaltigkeit beurteilen soll, dürfte ein leichtes Glaubwürdigkeitsproblem bekommen.
Etwa vor 8 bis 10 Jahren hatte der damalige Schulwart der Stelzhamerschule noch die Angewohnheit, um 6 Uhr früh mit dem Laubbläser das Schulareal zu umrunden. Thomas Pohl wohnte damals im Nachbarhaus und wir hatten beide unsere Wohnungen zur Schule hin ausgerichtet. Thomas war noch mehr verärgert über diese ohnedies unnötige Lärmerei als ich und dank einiger Interventionen, nicht nur von uns beiden, wurde dem stumpfsinnigen Treiben zumindest zur Frühzeit ein Ende gesetzt.
Damals habe ich Thomas Tom Pohl noch regelmäßig gesehen, im Zuge nachbarschaftlicher Begegnungen. Als er aus der Coulinstraße weg zog und ich auch mit zunehmendem Alter weniger unter die Leute kam, habe ich Tom außer bei zufälligen Begegnungen in der Stadt noch am ehesten bei Theateraufführungen oder Veranstaltungen gesehen.
Dass er kürzlich und bereits mit 55 Jahren gestorben ist, habe ich aus dem Nachruf im „Landeshauptblatt“ erfahren. Ein bunter Hund und feiner Kerl bereichert nicht mehr diese doch sehr kalt gewordene Welt. Und auch wenn es ein banaler Akt ist: bei nächster Gelegenheit spiele ich „Only the good die young“ von Billy Joel in Radio FRO auf Sendung.
Ebenfalls gestorben, wenn auch bereits im Vorjahr, sind die Frau Mumpelgeyer und einige Monate später auch der rote Kater aus meiner „Hausgeschichte“ (siehe X-Blatt Nr. 3, kleinkariertgelocht).
Es wäre fein, wenn mit dem bevorstehenden Einzug von Frau Mumpelgeyers Enkelin auch wieder ein Katzentier im Erdgeschoss, pardon: im Hochparterre, ein und ausgehen würde.
Zu den Fotos:
Der einsame Waggon im Bahnhof Kefermarkt hat neue Fahrleitungsmasten geladen, die Zug um Zug gesetzt und vermutlich im Sommer mit der bestehenden Fahrleitung versehen werden. Eis- und Haltestellenfotos entstanden ebenfalls am 28.12. Krähen und Fahrleitungsmaststilleben wurden am 6.1.23 am Bahnhof Nettingsdorf aufgenommen.
Leider aktuelles P.S.: AnhängerInnen von Bolsonaro erstürmten das Regierungsviertel in Brasilia. Gewalttätige und Hirnvernagelte als heimtückische Mixtur. It was the president, stupid.
Und in seiner Kriegsberichterstattung sendete der ORF in der ZIB Nacht am 8.1. Eindrücke nationalistischer Trauerkundgebungen aus der Ukraine, ganz im Sinne der westlichen Kriegsführung: Kampf bis zum Sieg gegen Russland, egal, wie viele noch sterben mögen. Frische Waffen hamma heut'...
Bisher habe ich meiner Schwester widersprochen, wenn sie in Telefonaten mit mir den US-amerikanischen Präsidenten Joe Biden als „senil“ - im Sinne von geistigem Abbau im Alter – bezeichnete. Die u.a. beim Jam in Joe's Garage (frei nach F. Zappa) gefundenen Geheimdokumente aus seiner Zeit als Vizepräsident machen allerdings auch mich stutzig, Mr. President are you often absent-minded?
Now I'm gonna donate a part of my HCB to the Republicans, you know – go to the Schmied, not to the Schmiedl.
*Erweiterter Begleittext Fotos zur Anschauung und Erbauung XXIII vom 30.12.2022