Ein Nachruf von Dominika Meindl
Martin Pollack beim Experiment Literatur im Alten Schl8hof Wels, gemeinsam mit Tanja Maljartschuk und Moderator Werner Retzl. April 2023 Foto: DM
Gestern
ein kleiner, sanfter Schreck beim Aufdrehen des Radios, es läuft
eine Sendung über Martin Pollack. Seine Stimme, sein ruhiges,
uneitles Berichten über die eigene Arbeit, erkenne ich beim zweiten
Wort. Die Freude, ihn zu hören, ist zugleich die Trauer, ihn nur
noch in Aufnahmen hören zu können.
Nach
Erwin Riess und Bodo Hell ist Martin nun der dritte Autor, der eine
fast väterliche Bedeutung bekommen hat – ein gar nicht so ironisch
gemeintes „Der kann mir alles erzählen!“ Der dritte Autor, der
in den vergangenen beiden Jahren verstorben ist oder verschollen
ging. Ich vermisse alle drei sehr, und die Freundschaft zu ihnen ist
mir eine große Ehre.
Vor
recht genau einem Jahr lud mich Andreas Weber zu seiner Reihe „Hommagen“ ein, er freute sich, als ich ihm vorschlug, über
Martin zu sprechen. Der folgende Text ist eine überarbeitete,
gekürzte Version – es schmerzt, die Erzählzeit ins Perfekt setzen
zu müssen.
***
MP
hatte früher etwas Bäriges, auf Porträts schaute er zuweilen
griesgrämig, aber das blieb keine Sekunde lang so, sobald man ihn
ansprach. Er war äußerst freundlich und hörte genau zu (angenehm
untypisch für einen Journalisten).
Eigentlich
hätte ich gerne über sein lange geplantes Gartenbuch geschrieben.
Ein von Fauna und Flora beseelter Mensch war Martin, er liebte Tiere,
war Ornithologe
und einer, der im April schon lange den eigenen Salat erntete.
Gesundheitlich
war er schon länger angeschlagen, der Krebs verwandelte sein
Aussehen stark, das Bärige verschwand. Er hielt sich aber mit
tapferem Frohmut. Regina Pintar und ich waren lange in Sorge um ihn
verbunden, wir fragten einander, ob man ihn denn zu Lesungen einladen
könne – unbegründet, denn er blühte auf der Bühne auf, und zwar
nicht aus geschmeichelter Eitelkeit, sondern aus wohlbegründetem
Sendungsbewusstsein und großer Menschenzugewandtheit.
Persönlich
kennengelernt hatte ich Martin 2010 beim 10-Jahresfest von „Netzwerk
Memoria“
– zu
meiner großen Freude, denn seine Texte wurden in meiner Familie da
schon sehr geschätzt. Ich hatte an diesem Abend eine Weile überlegt,
wie ich ihn in ein Gespräch verwickeln könne, und nach drei Sätzen
erzählte er mir schon, dass er nach seiner Lehrabschlussprüfung
zehn Bier getrunken habe, so viel wie nie wieder danach, und wir
lachten.
Martin
ist in seinen Texten so sachlich wie nötig, im persönlichen Umgang
zeigte sich schnell ein sehr feiner Witz. „Ironie
ist sehr wertvoll“, auch wenn man den Schrecken mit ihr nicht
beschreiben könne, sagte er beim „Experiment Literatur“ (hier die Aufnahme des Abends auf dorftv, April2023, gemeinsam mit Tanja Maljartschuk).
Vier
Jahre später schrieb er einen Beitrag für unserer Anthologie „1989.
7 tschechische und 7 österreichische Texte“,
sein Text hieß „1989. Bilder und Gesichter“. Und wenn ich also extrem übertreibe
und fast schon lüge, war ich eine Sekunde seine Herausgeberin,
gemeinsam mit Rudi Habringer, Walter Kohl und Andreas Weber. Im Text
schreibt er über die Unruhen am Wenzelsplatz in Prag, die er als
Korrespondent beobachten soll (in Polen war er seit 1980 persona
non grata,
beispiellos in Europa, weil die österreichischen Behörden nichts
unternahmen und sich mit den kommunistischen Beamten solidarisierten;
das wiederholte sich unter anderen Vorzeichen, nachdem 2016 er einen
Artikel über die autoritäre polnische Innenpolitik geschrieben
hatte). Ein Polizist schlägt ihn, wahllos – und er schreibt, es
sei noch ein Glück gewesen, dass nicht geschossen wurde. Martin war
das Gegenteil eines sensationsgierigen Krisenberichterstatters, er
hielt die eigene Rolle immer ganz klein.
Dann
beschrieb er etwas Neues: „Das Ende der Angst“. Bei einer
Demonstration, bei der etwa auch Vaclav Havel spricht, kämpft sich
ein gehörloser alter Mann durch die Masse – das ist wohl typisch
für Martin, dass er aus einer anonym wirkenden Masse die Not eines
Einzelnen erkennt und damit alles über eine Situation sagt. „Die
große Geschichte wird leichter begreifbar, wenn wir sie von unten
betrachten, aus der Perspektive einzelner Erfahrungen, Erlebnisse und
auch Tragödien.“ (aus dem Vorwort zu „Topograpfie der
Erinnerung“) „Die große Welt im kleinen Detail“, oder das
große System erzählt anhand eines einzelnen Lebens. Besonders
deutlich wurde das in „Warum
wurden die Stanislaws erschossen?“
Zwei polnische Zwangsarbeiter in Bocksdorf, die von den Russen
sinnlos ermordet wurden – Martins Forschen und Schreiben war ganz
grundsätzlich davon getragen, verstehen zu wollen und Zeugnis
abzulegen – und zwar, ohne den Lesenden seine persönlichen
Ansichten aufzuzwingen.

Pollack bei der Präsentation der ihm gewidmeten "Rampe" im Stifterhaus, November 2017. Foto: DM
Die
eigene Biographie war
bei Martin besonders relevant. Beim Vorbereiten der „Hommage“
wurde mir bewusst, dass man sein Oeuvre wie einen Familienroman lesen
kann, mit immer wiederkehrenden Figuren; und es ist eine doch
großartige Emanzipationsgeschichte, die das Fortwirken der
entsetzlichen Vergangenheit genau beschreibt und deswegen umso
erstaunlicher wirkt.
Martin
war seit 1998 freier Autor, seine große Karriere begann mit einer
Autobiographie, wie man sie bis dahin kaum gelesen hatte, weil er
darin von seiner familiären
Verstrickung und seiner Kindheit auf die erdenklich
un-egozentrischste Weise berichtete. Die eigene Herkunft,
Betroffenheit und Haltung waren bei ihm immer Thema – und deswegen
ist seine Arbeit so wichtig. Er hat das Beste aus seiner
Geburtshypothek gemacht.
„Ich
stamme aus einer Täterfamilie.“ Kind des SS-Sturmbannführers
Gerhard Bast, liebevoll erzogen von bis zum Tod überzeugten Nazis. 1944
kam er in Bad Hall als Martin Bast zur Welt – er wäre beinah unter
Nazis in Paraguay aufgewachsen, es wurde aber ein Haus am Bauernberg
in Linz. Erst mit 14 erfuhr er, wer sein leiblicher Vater war. Der
Stiefvater Hans Pollack war Bankbeamter, bildender Künstler und
später Kulturbeauftragter für das Projekt, Linz zur
„Kulturhauptstadt des Führers“ zu machen. Dass Martin selbst
kein Rechter geworden ist, hält er seiner Schule zugute. Mit 10 kam
er ins Internat, in das damals extrem liberale Werkschulheim
Felbertal in Mittersill. Ein Pilotprojekt, das er als fast schon
basisdemokratischen „Hort des Fortschritts und der Toleranz“
bezeichnet. Schüler machten Matura und mussten sich für ein
Handwerk entscheiden, weswegen er ab 1963 auch Bau- und
Möbeltischlergeselle war. Diese handwerkliche Fähigkeit ist
vielleicht auch ein Grund, warum seine Texte so besonders sind, und
sie sind selbst Literatur geworden, weil Richard Swartz schildert,
wie Martin in einer Schreibpause in seinem Haus im Südburgenland die
Sense dengelt, die geliebte Streuobstwiese mäht, und dann schnell
eine Tür repariert; er habe sich von Hammer und Sichel nie ganz
verabschiedet.
Sein
Studium der Slawistik und osteuropäischen Geschichte (Wien,
Warschau) war ein Zeichen der Distanz zur Herkunftsfamilie, er
behielt auch den Namen seines Stiefvaters – Pollack. Dem Bast-Zweig
der Familie galt er als Nestbeschmutzer, es gab keinen Kontakt mehr –
gebrochen hatte er, und es ist wieder bezeichnend für ihn, dass er
diesen pathetischen Akt des jungen Mannes als älterer Mann bedauert.
Bis 1998 arbeitete Martin als Redakteur des Spiegel
(ab 1987 als Wien- und Warschau-Korrespondent),
seither als freier Historiker, Übersetzer und Autor. Bei
den Preisen beschränkt man sich meist mit einer kleinen Auswahl:
Ehrenpreis
des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und
Handeln, dem österreichischen Staatspreis oder dem Leipziger
Buchpreis zur Europäischen Verständigung.
Was
die gemeinsame Geschichte Mittel- und Osteuropas betrifft, gab es
niemand Berufeneren als Martin, er war unser gemeinsamer historischer
und literarischer Korrespondent für die „Bloodlands“ (T.
Snyder), in denen Hitler und Stalin am tödlichsten gewütet haben.
Er war nicht nur im deutschsprachigen Raum geschätzt, sondern
mindestens so sehr in Polen, in der Ukraine, in Weißrussland.
Jahrelang organisierte er den ostmitteleuropäischen Austausch bei
der Leipziger Buchmesse. Es gibt im Übrigen immer noch ein
schreckliches Missverhältnis bei den Übersetzungen vom Deutschen in
eine slawische Sprache und umgekehrt.
Die
Frage, ob Martins Bücher Literatur seien, ist müßig, da auch die
Trennung zwischen Fiction
und Faction
nicht mehr wichtig ist. Stil und Sujets sind absolut literaturwürdig,
auch wenn er nicht erfindet, sondern akribisch recherchiert. Er
bewies, dass Schopenhauer recht hat: „Daher nun ist die erste, ja,
schon für sich allein beinahe ausreichende Regel des guten Stils
diese, dass man
etwas zu sagen habe: o, damit
kommt man weit!“
Die Dinge, die zu sagen sind, verfolgten ihn.
Aus
dem Journalismus kommt der dokumentarische Anspruch, ohne die eigene
Befindlichkeit in den Vordergrund zu stellen. Martin ging es um die
Dokumentation des Ungeheuerlichen: Holocaust und Holodomor; ethnische
Säuberungen im Namen Stalins und Hitlers, die Schande der
Nachkriegszeit, den „eisernen Vorhang“, die Arroganz der
oberflächlich geläuterten Täternachfahren. Er schrieb über seinen
Nazi-Vater und über seine von Partisanen ermordete Tante. Werner
Reisinger schreibt im Datum über seine „Berichte“: „Sie sind
nicht Sachbuch und nicht Recherche, sie sind nicht Autobiografie und
nicht wissenschaftliche Aufarbeitung, sie sind nicht Kriminalistik
und nicht Sinnsuche und Bilanz. So richtig passen sie in keine
Kategorie, sie haben gleichsam ihre eigene erschaffen.“
Seine
Achtung auf die Sprache spiegelte die Achtung für die Menschen
wider, über die er sprach. Diese Sorgfalt ist seit dem gewaltsamen
Missbrauch der Sprache im „Dritten Reich“ Pflicht beim
lebenslangen Lernen, wie wir über das Unaussprechliche sprechen
sollen. Seine Sprache ist in einer Hinsicht so wie das von ihr
Beschriebene selbst, weil ihre Schönheit auf dem Ungeheuerlichen
beruht. Sie zeigt durch ihre Klarheit die zugrundeliegenden
Ambivalenzen und Abgründe. Es ist kein Funken Pathos daran.
Eine
große Stärke seiner Texte ist seine Empathie, eine um
Wahrhaftigkeit bemühte Einfühlung – in Opfer und Täter. Martin
machte sich viel Mühe, auch sich selbst gegenüber schonungslos
ehrlich zu sein, etwa wenn er über die Liebe seiner Nazi-Großeltern
schrieb. Die zweite Stärke seiner Literatur ist eine vermeintliche
Schwäche: Er thematisierte oft, dass er seinen eigenen Erinnerungen
misstraue. Wenn er etwas nicht weiß oder nicht recherchieren konnte,
schrieb er das auch so hin. „Das ist schon ein wenig unser
Schicksal“, sagte er zu Robert Schindel, „dass wir unsere
Familiengeschichten zwar nicht selber erfinden, aber finden müssen.“
Tanja
Maljartschuk bezeichnet „Der Tote im Bunker“ als einen „der
besten Texte, die jemals geschrieben wurden. Das ist für mich wie
eine antike Tragödie zu lesen“. Martin konnte den „Bericht über
meinen Vater“ erst mit 60 schreiben, „man kann nicht in der
Situation schreiben. Es ist nicht unmöglich, aber wahnsinnig schwer
… Wir brauchen auch zum Lesen die Distanz. Inmitten des Schreckens,
des Mordens ist es schwer, sich auf Literatur zu konzentrieren“ (im
Gespräch beim ExpLit). Dieser
Dr. Gerhard Bast war kein Mitläufer, sondern vor dem „Anschluss“
schon Elite-Nazi; als solcher intensivst am Holocaust beteiligt.
Sturmbannführer, SS, Chef der Gestapo in Münster (wo er
federführend bei der Deportierung der Juden Westfalens nach Riga
war, wo die meisten von ihnen sofort umgebracht wurden) und
Gestapo-Chef von Linz, Führer von Sonderkommandos der Einsatzgruppen
der Sicherheitspolizei und des SD, der Jagd auf versteckte Juden und
Partisanen machte. Geboren in der heutigen slowenischen Gottschee,
aufgewachsen in Amstetten, Matura in Wels – kaum auszudenken, wäre
auch Martin dorthin geschickt worden.
Die Großeltern sprachen nur in den höchsten Tönen vom Sohn, er sei
schneidig gewesen und anständig, deswegen war auch Martin ihr
erklärter Lieblingsenkel. „Die sind Nazis geblieben. Bis zum Tod!“
„Dein Vater war ein Idealist“, erwiderte Pollacks Großmutter auf
seine Fragen.
In
den „Linzer.Randgeschichten“ findet sich ein großartiges
Gespräch mit Robert Schindel unter dem Titel „Wir kannten unsere
Väter nicht“: Schindel ist sieben Wochen vor Pollack in der wegen
der Bombenangriffe von Linz nach Bad Hall verlegten Geburtenstation
zur Welt gekommen. Es ist theoretisch möglich, dass Bast Schindels
Mutter verhört hat, nachdem sie als Teil der Résistance verhaftet
wurde.
In
„Die
Frau ohne Grab. Bericht über meine Tante“
schrieb Martin über Pauline Drolc, die im heutigen Slowenien von
Titos Partisanen zu Tode gebracht wurde, zynischerweise weil sie als
einzige in der Familie frei von großdeutschem Dünkel war, denn sie
hatte einen Slowenen geheiratet,. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde
sie von Partisanen in ein Lager verschleppt, nur weil sie Deutsche
war, und wo sie „elend zugrunde ging. Zum Zeitpunkt ihres Todes war
sie siebzig Jahre alt. Auch sie hat es verdient, dass ihre Geschichte
erzählt wird. Beim Experiment Literatur sagte Martin: "Meines Erachtens muss man diese Geschichte heute
erzählen. Wir müssen einander alle Geschichten erzählen … es
geht nicht ,dass wir einander das verschweigen. Das funktioniert auch
nicht.“
Martin
begnügte sich selbstredend nicht mit der Dokumentation des
Vergangenen. 2018 warnte er in der NZZ davor, das Problem der „ewig
gestrigen Spinner“ in den Burschenschaften nicht ernst zu nehmen,
das sei angesichts der vorbereiteten „stillen Machtergreifung“
aber nötig. Im Jahresbericht der Antifa Wels schrieb er über die
Gefahr der Forderungen nach Schlussstrichen, das spiele genau den
Kräften in die Hände, die „sich zum Ziel gesetzt haben, die
liberale Demokratie zu zerstören, die Freiheit, wo es geht, zu
beschneiden und autoritären Vorbildern zu folgen, an denen es leider
nicht mangelt.“ „Alles muss auf den Tisch gelegt werden.“
Allein wegen seiner eigenen Biographie stellte sich ihm stets die
drängende Frage, „wie es sich erklären lässt, dass scheinbar
ganz harmlose Bürger innerhalb kurzer Zeit zu grausamen Tätern
werden konnten“.
Es
sei eine „Erbsünde“, wie ungeschoren so viele Kriegsverbrecher
blieben, siehe den Fall Murer und andere. Das sind „unverzeihlichen
Versäumnisse“, die „bis heute das hier herrschende Klima
vergiften.“ Und es ist eine Schande, dass die Menschen im
Widerstand nach Kriegsende behandelt wurden. Überall stehen
Denkmäler für die „Helden“ des 2. Weltkriegs, aber anhaltend
ist die Weigerung, für ermordete Roma und Sinti eine Gedenktafel
aufzustellen.
„Der
Überfall gegen die Ukraine wurde mit Argumenten gerechtfertigt, die
fatal an historische Vorbilder erinnern“: Verdrängte
„Ängste
und Vorurteile“
(ein Text für den Steirischen Herbst, in Auszügen vorgelesen beim
Experiment Literatur 2023) kommen durch den neuen Krieg wieder
zutage.
Es
„ist unbestritten, dass Deutsche und Österreicher in diesen
Gebieten im Osten im 20 Jahrhundert grausam gewütet haben wie kaum
anderswo. […] Die Tatsache, dass unsere Väter und Großväter zu
den Tätern gehörten, verantwortlich für die schlimmsten
Verbrechen, vor allem dem Holocaust, wurde lange geleugnet.“ Nach
1945 kam die große Amnesie, ohne Schuldgefühle, mit dem
Schweigegebot über die Vergangenheit. Da passte es, dass die Länder,
denen die schlimmsten Verbrechen angetan wurden, hinter dem Eisernen
Vorhang verschwanden.
Nach
1989 wurde versucht, die Gräben zu überwinden, aber es stellt sich
heraus, dass das nur oberflächlich gelungen ist, und dem Westen die
Bereitschaft fehlt, Unwissen abzubauen. Beweis dafür war das
ungläubige Staunen über Putins Überfall auf die Ukraine (ein Land,
über das wir lange nichts wissen wollten), der Putin jedes
Existenzrechts abspricht. „Der Angriffskrieg ist nur ein logischer
Schritt“ hin zur Wiedererrichtung des „Großrussischen Reiches“.
Martin fehlte jedes Verständnis für Intellektuelle, die aus der
sicheren Ferne die Ukraine zu „Friedensverhandlungen“ auffordern.
Pollack erinnerte an die fruchtlose Appeasement-Politik. „Vergessen
und Verdrängen begleiten die Geschichte des Krieges“. Es
gebe einen „Schuldkomplex“ gegenüber Russland, dabei trug die
Ukraine die Hauptlast des Nazi-Angriffs. Umso bizarrer Putins
Behauptung von der notwendigen „Denazifizierung“ der Ukraine.
„Ich weiß, dass demokratisches Denken und Widerstand gegen
autoritäre Tendenzen uns nicht in den Schoß fallen. Wir müssen uns
die Demokratie vielmehr täglich erkämpfen und um sie ringen. Und
das ist keine leichte Aufgabe.“
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