Dienstag, 26. November 2024

Herbstlese 2024

Das neue Format der GAV OÖ: Lasst uns Literatur, Dichten und Denken zum Jahresausklang feiern!


 

Dienstag, 26. November 2024, 19 Uhr

Willy*Fred, Linz, Graben 3


Autorinnen und Autoren blicken zurück auf das zur Neige gehende Jahr und geben 

Einblick in ihr aktuelles Schaffen.


mit

Corinna Antelmann

Johann Kleemayr

Dominika Meindl

Richard Wall

Klaus Wieser

& Elisabeth Strasser


Ausklang bei Getränken & Gesprächen


 

 


https://www.willy-fred.org/


Freitag, 22. November 2024

X-Blatt - Vielfältige Literatur im Kleinformat

Von Elisabeth Strasser


Der Literaturautomat

Er dürfte (hoffentlich) schon ziemlich bekannt sein, der Literaturautomat im Lokal Extrablatt an der Spittelwiese zentral in Linz gelegen. – Wer ihn nicht kennt und zufällig darauf stößt, kann sich davon überraschen lassen: So etwas gibt es tatsächlich!

2016 wurde er installiert, nach einer Idee von Kurt Mitterndorfer und Herbert Christian Stöger.

Ein Textautomat war schon länger eine Idee“, erzählt Kurt Mitterndorfer, „aber einen anzuschaffen schwer finanzierbar. Dann aber kam mir der ehemalige Mannerschnitten-Automat im Extrablatt unter, der sich dafür gut eignete. Eine Zehn-Schilling-Münze akzeptierte der Automat, was nun einer Ein-Euro-Münze entspricht. So viel kostet nun ein X-Blatt beim Automaten.“

Literatur – und zwar eine ganze Vielfalt davon – unter die Leute zu bringen, ist ein Anliegen des Literatur-Automaten. Inzwischen gibt es bereits 25 Ausgaben der X-Blatt-Literaturhefte. Die Themen reichen von „kurzen Gedichten“ bis zu Kurzgeschichten oder speziellen Themen wie „Spaltung“ oder „Winter“ oder „Licht“ oder „Ich-Kind-heute“ oder „Tiere“ oder Texte, die zu Bildern entstanden sind. Die Illustrationen sind ein wesentlicher Bestandteil der X-Blätter. Manchmal auf die Texte bezogen, manchmal unabhängig davon. Zeitgenössische Künstler:innen steuern ihre Zeichnungen, Grafiken, Collagen oder Fotos dazu bei. – Das ergibt bei jeder Ausgabe ein Gesamtkunstwerk aus Bild und Text.

Präsentation der neuesten Ausgaben

Am 12. November 2024 wurden die neuen Ausgaben des X-Blattes im Stifterhaus präsentiert.

Darunter die diesjährige Sonderausgabe, die dem Schriftstellerpaar Judith Gruber-Rizy und Helmut Rizy gewidmet ist und mit Fotos der beiden illustriert. 

 


Stefan Reiser, ein Meister der Kürzestform, las einige seiner witzig-ironischen „Minutentexte“; Leopold Spoliti sorgte für unheimliche Spannung mit seiner Geschichte aus dem Jahr 2040 rund um die Eröffnung des Brenner-Tunnels, der Züge nicht dort ankommen lässt, wo sie eigentlich hin sollen.



Und Klaus Wieser stellte Lyrik vor, neben jener im X-Blatt erschienenen, auch noch unveröffentlichte, die seine kürzlichen Japan-Reise anregte. Insbesondere blieb mir, wie wohl auch anderen, die dabei waren, der Text zu jener japanischen Praxis in Erinnerung, wobei zerbrochene Gefäße mit einer mit Goldstaub versetzten Paste gekittet werden, dieses Bild, das zeigt, wie Brüche im Leben nicht versteckt werden müssen, sondern veredelt werden können.

 

Derlei Pretiosen, wundervolle Miniaturen, Spannung in Kurzform, anregende Gedichte, Lustiges und Besinnliches findet sich in allen Ausgaben des X-Blattes. – Eine Vielfalt eben, in der zu schmökern sich lohnt.

Fotos © H.C. Stöger


Montag, 18. November 2024

Selbst die beste Eroberung ist am Ende nur Staub


Über Joyce Mansours „Nur Besessene schwänzen das Grab“, aus dem Französischen von Lisa Spalt

Rezension von Dominika Meindl

Beim Lesen der ersten Seiten kam mir (unter mildem Einfluss legaler psychotroper Drogen – es war Wochenende!) die Idee, den ganzen Surrealismus noch einmal von vorne beginnen zu lassen, aber diesmal geschrieben und gemalt und gefilmt ausschließlich von Frauen; das wäre doch ein Experiment!

Joyce Mansour (1928 bis 1986) war eine Französisch schreibende Dichterin mit syrisch-jüdischen Wurzeln, die lange in Ägypten lebte und schließlich nach Paris zog, wo sie sich den Surrealisten anschloss, als eine von wenigen Frauen (ihre Lyrik und Prosa wurden auch von den Männern nach dem binären Schema besprochen, wie sich im Wikipedia-Eintrag nachlesen lässt). Sie selbst überließ ihre Biographie bereitwillig den Spekulationen anderer.

Mansours Erzählungen bewegen sich oft an der Grenze zwischen Wachen und Traum, zwischen Klarheit und Wahn. Die Handlung nachzuerzählen ist nicht ganz leicht, und auch nicht ganz wichtig. Im ersten und längsten Text „Maria oder die Ehre zu dienen“ tut sich eine Frau mit ihrem Mörder zusammen, ihre Schwester hat Sex mit ihrem Kater, der von einer losgelösten Hand erwürgt wird. In „Sonntagskrämpfe“ spricht der von Poesie besessene Narr Hiob in Aphorismen. „Das ist kein Mensch, das ist ein Feuerwerk.“ Und in „Der Krebs“ verliebt sich ein junger Diener in den stetig wachsenden Buckel seiner Herrin.

Die drei Texte dürfen nicht schnell weggelesen werden, im Idealfall findet sich die Zeit, jeden einzelnen Satz im Geiste Form annehmen zu lassen, als läse man ein langes Prosagedicht. Mancher trägt vielleicht zu schwer an seiner psychoanalytischen Metaphorik, aber dann steht wieder ganz Großes da. Da kriechen „Gedanken, kalt wie Nacktschnecken“, da ist ein Mann, „der von allem, was tröstet, entwöhnt war.“ „Die Vögel haben allgemein wenig Humor.“ (Was nicht stimmt, wenn man den tolldreisten Manövern der Dohlen zusieht). Schön auch: „Ich bin nicht zynisch genug, um gegen die Uhr, gegen die Leichtigkeit, gegen die Dummheit zu kämpfen.“ Und dann: „Stille am Rand der Weltveranstaltung“.

Die drei Erzählungen sind nun zum ersten Mal auf Deutsch zu lesen. Ob die Übersetzung kongenial ist, lässt sich nur vermuten, das eigene Französisch ist seit Schultagen verschüttet wie ein Pharaonengrab, aber es ist ohne Risiko anzunehmen, da der Name Lisa Spalt für Qualität bürgt. Das „ständige Mitglied für poetische Alltagsverbesserung“ bezeichnet das Buch im Übrigen scherzhaft als „ein sehr obszönes, heftiges, witziges, grausames Minibuch“, das man nicht in „einer Kinderliteraturzeitschrift“ besprechen sollte. Das ist gut gesagt und sehr richtig!


Joyce Mansour: „Nur Besessene schwänzen das Grab“. Aus dem Französischen von Lisa Spalt. Mit Zeichnungen von Sabine Marte. Czernin Verlag 

https://www.czernin-verlag.com/buch/nur-besessene-schwanzen-das-grab

Apfent 9.0 – Keks, Drugs N' Rock N' Roll!

Die große Weihnachts-Lesebühne der GAV OÖ  Foto: der famose Dieter Decker! 11. Dezember, Mittwoch, 19.30 Uhr, Kulturverein Strandgut (Otten...