Freitag, 22. November 2024

X-Blatt - Vielfältige Literatur im Kleinformat

Von Elisabeth Strasser


Der Literaturautomat

Er dürfte (hoffentlich) schon ziemlich bekannt sein, der Literaturautomat im Lokal Extrablatt an der Spittelwiese zentral in Linz gelegen. – Wer ihn nicht kennt und zufällig darauf stößt, kann sich davon überraschen lassen: So etwas gibt es tatsächlich!

2016 wurde er installiert, nach einer Idee von Kurt Mitterndorfer und Herbert Christian Stöger.

Ein Textautomat war schon länger eine Idee“, erzählt Kurt Mitterndorfer, „aber einen anzuschaffen schwer finanzierbar. Dann aber kam mir der ehemalige Mannerschnitten-Automat im Extrablatt unter, der sich dafür gut eignete. Eine Zehn-Schilling-Münze akzeptierte der Automat, was nun einer Ein-Euro-Münze entspricht. So viel kostet nun ein X-Blatt beim Automaten.“

Literatur – und zwar eine ganze Vielfalt davon – unter die Leute zu bringen, ist ein Anliegen des Literatur-Automaten. Inzwischen gibt es bereits 25 Ausgaben der X-Blatt-Literaturhefte. Die Themen reichen von „kurzen Gedichten“ bis zu Kurzgeschichten oder speziellen Themen wie „Spaltung“ oder „Winter“ oder „Licht“ oder „Ich-Kind-heute“ oder „Tiere“ oder Texte, die zu Bildern entstanden sind. Die Illustrationen sind ein wesentlicher Bestandteil der X-Blätter. Manchmal auf die Texte bezogen, manchmal unabhängig davon. Zeitgenössische Künstler:innen steuern ihre Zeichnungen, Grafiken, Collagen oder Fotos dazu bei. – Das ergibt bei jeder Ausgabe ein Gesamtkunstwerk aus Bild und Text.

Präsentation der neuesten Ausgaben

Am 12. November 2024 wurden die neuen Ausgaben des X-Blattes im Stifterhaus präsentiert.

Darunter die diesjährige Sonderausgabe, die dem Schriftstellerpaar Judith Gruber-Rizy und Helmut Rizy gewidmet ist und mit Fotos der beiden illustriert. 

 


Stefan Reiser, ein Meister der Kürzestform, las einige seiner witzig-ironischen „Minutentexte“; Leopold Spoliti sorgte für unheimliche Spannung mit seiner Geschichte aus dem Jahr 2040 rund um die Eröffnung des Brenner-Tunnels, der Züge nicht dort ankommen lässt, wo sie eigentlich hin sollen.



Und Klaus Wieser stellte Lyrik vor, neben jener im X-Blatt erschienenen, auch noch unveröffentlichte, die seine kürzlichen Japan-Reise anregte. Insbesondere blieb mir, wie wohl auch anderen, die dabei waren, der Text zu jener japanischen Praxis in Erinnerung, wobei zerbrochene Gefäße mit einer mit Goldstaub versetzten Paste gekittet werden, dieses Bild, das zeigt, wie Brüche im Leben nicht versteckt werden müssen, sondern veredelt werden können.

 

Derlei Pretiosen, wundervolle Miniaturen, Spannung in Kurzform, anregende Gedichte, Lustiges und Besinnliches findet sich in allen Ausgaben des X-Blattes. – Eine Vielfalt eben, in der zu schmökern sich lohnt.

Fotos © H.C. Stöger


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