Barcelona Dream von Corinna Antelmann. Rezension von Christine Mack
Was Frau nicht alles tut für ihren Traum, der verführerisch an Realitätsnähe gewinnt.
Während die Ich-Erzählerin mit der Bahn ihrem Barcelona-Traum entgegenreist, bleibt ihr Freund in der existentiellen Welt zurück.
Und Eva trifft tatsächlich auf den Star ihrer Träume (was ich beim Lesen anfangs bezweifelte, ob das tatsächlich passieren wird, da Realität und Traum verschwimmen). Aber ja, Eva kommt in Barcelona an und nähert sich langsam der Filmcrew, die von ihrem Star-Idol geleitet wird. Und diese lässt ihren Traum bröckeln – bis das Idol sich dem „Küken“ nähert, weil es kompetente Dinge sagt, die dieser Mann für seinen Film brauchen kann.
Viele Seiten lang hielt ich beim Lesen den Atem an. Hoffend, die Protagonistin würde das böse Spiel durchschauen und Konsequenzen ziehen.
Eva, schwankend zwischen der Filmwelt und dem fernen Leben mit ihrem Freund Oliver, will als Regisseurin wahr- und ernstgenommen werden. Auch mit dem Bewusstsein, dass sie ihr Wissen und Können an ihr Idol verschenkt. Und fast bete ich, ihrem Erwachen möge kein Alptraum vorangehen.
Wie die Protagonistin Eva ihre Lage und ihre Rolle reflektiert, ist der Autorin Corinna Antelmann trefflich gelungen. Obwohl der Roman sehr prekäre Themen behandelt (Missbrauch, Prostitution), hat die Sprache etwas Leichtfüßiges. Kein Drama, keine schier unüberwindbare Verstrickung. Und Eva hat Humor. So, wie sie sich betrachtet, mit ihrem Verhalten, ihrer Rolle und mit ihren Gefühlen, ist sie sicher. Sie steht zu den Verführungen - und trifft Entscheidungen. Ich liebte beim Lesen die Passagen, in denen die Autorin sich mit der Verwendung der Sprache und mit Begriffen auseinandersetzt. Und auch mit Fragen wie: Will ich mich besitzen lassen?
Die Filmbranche ist für mich ein relativ unbekannter Ort. Erst die MeToo-Bewegung hat meine Aufmerksamkeit dorthin gerichtet. Was dort vor sich geht, dieser subtile Machtmissbrauch, erscheint mir nach Corina Antelmanns Schilderungen sehr realistisch. Ein wenig Ahnung habe ich nun, wie ein Film entsteht. Und wie er reißen kann.
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