Betrachtungen zu Anestis Logothetis Werk im Rahmen der Veranstaltungsreihe "LOGOtheSEN".
Zum 25. Todestag des Komponisten und Künstlers Anestis Logothetis [1921-1994] initierte Herbert Christian Stöger in Zusammenarbeit mit Günter Köllemann unter dem Titel "LOGOtheSEN" eine bemerkenswerte Veranstaltungsreihe, die eine Annäherung an das umfangreiche Schaffen eines Künstlers ist, der sich nicht leicht einer "Schublade" zuordnen lässt.
In
zwei Veranstaltungen im Theater Phönix, setzten sich 8 AutorInnen der GAV OOE [Anestis
Logothetis war 1973 Gründungsmitglied der GAV] mit dem Künstler selbst oder mit Werken des
Künstlers, sowohl der graphischen Notation als auch den Tonbandkompositionen,
auseinander. [Dies sind Angela Flam,
Angelika Ganser, Herbert Christian Stöger,
Peter Hodina, Wally Rettenbacher, Waltraud Seidlhofer, Robert Stähr und Richard
Wall sowie der Klangkünstler Stefan Tiefengraber].
Angelika Ganser. Foto: WallyRe |
Die Ergebnisse dieser literarischen
Auseinandersetzungen und Annäherungen sind im Oktober 2019 in einer Publikation
im Schundheft [ Unartproduktion Dornbirn; Heft Nr. 28-2019] unter dem Titel
"LOGOtheSEN" erschienen. In einer anschließenden
Ausstellung im Oberösterreichischen Kunstverein,
die noch bis 13. November 2019 zu sehen ist, werden u.a. Siebdrucke von Partituren, die
Logothetis im Eigenverlag veröffentlicht hat, sowie auch Leihgaben der Künstlervereinigung
MAERZ gezeigt [Anestis Logothetis war ab 1980 auch Mitglied der
Künstlervereinigung MAERZ].
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Günter Köllemann. Foto: WallyRe |
Logothetis´
Notationsgrafiken erscheinen auf den ersten Blick wie Zeichen und Linien, die sich gebündelt oder strahlenförmig über ein Blatt
Papier ausweiten und sich vom 5-Linien-System abheben. Richard Wall beschreibt die Wirkung dieses Abhebens
vom 5-Linien-System in seinem Beitrag in den LOGOtheSEN so: "...Nur
in der Synthese ist zu erreichen ........eine Korrespondenz zwischen Strich
& optischem Klang......"[1].
Neben dem Komponieren arbeitete Logothetis immer wieder
mit Tonbändern. Im ersten
österreichischen Tonbandstück "FANTASMATA 60"[2],
das 1959/60 entstand, setzt er die Akzente bewusst aufs "klangliche und
emotional assoziative"[3].
Das Begriffliche - obwohl vorhanden - wird durch die Klanglichkeit überdeckt und
nur durch stark aktives Hineinhören wahrgenommen"[4].
"Besonders erwähnte er in seiner "Autobiographie"", so
schreibt Waltraud Seidlhofer in den LOGOtheSEN, " die Begegnungen mit John
Cage und Earle Brown"[5].
John Cage hat Logothetis eingeladen, in der Sammlung "Notations", die
er mittels dem Zufallsverfahren des chinesischen I Ging zusammenstellte, eine Partitur zu veröffentlichen. Der
Komponist Earle Brown definiert, was
Logothetis wohl auch inspiriert
hat: "Zeit ist die eigentliche Dimension,
in der die Musik existiert, wenn sie aufgeführt wird, sie ist von Natur aus ein
unendlich teilbares Kontinuum. Schall kann ....... in dieser Dimension beginnen
oder enden."[6]
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Theater Phönix Beisl. Foto: WallyRe |
Links:
OOE Kunstverein: http://www.ooekunstverein.at/projekte.html
Fotos zu den Veranstaltungen LOGOtheSEN I und II im Theater Phönix: https://seitwaerts.wixsite.com/bild/logothesen-i-theater-phoenix-linz
Das aktuelle Schundheft ist bei www.Unartproduktion.at zu erhalten:
[1] vgl. Schundheft.
Richard Wall S. 20
[2] vgl. openmusic.at: "Phantasmata & Meditation
(1960/61, 19'58, Erstes österreichisches Tonbandstück, Première 1963 zu Hermann
Nitschs erster öffentlichen Aktion [Aktion Perinetgasse - Die Blutorgel],
Galerie Lagergasse)"
[3] vgl. Krones [Hg],
Klangbild und Bildklang, S. 63.
[4] vgl. Krones s. 63
[5] vgl. Schundheft.
Waltraud Seidlhofer S. 38 [Waltraud Seidlhofer hat Logothetis persönlich
getroffen, u.a. bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in
Darmstadt, wo sie Teilnehmerin war und Earle Brown von 1957-1965 Dozent]
[6] vgl.
http://www.earle-brown.org/works/view/12
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