Oberösterreich-Gruppe der Grazer Autorenversammlung (GAV): Kürzung des Literaturbudgets ist Tiefpunkt nach langem Sinkflug
Das ,Land der Möglichkeiten’ steht Literaturschaffenden nicht offen", schreiben Corinna Antelmann, Judith Gruber-Rizy, Elisabeth Strasser, Dominika Meindl und Rudolf Habringer
in ihrer Bestandsaufnahme der "Situation der Literatur in
Oberösterreich". Die Autorinnen und Autoren gehören allesamt der
Regionalgruppe der Grazer Autorenversammlung (GAV OÖ) an, der größten
Schriftsteller-Vereinigung Oberösterreichs. Die GAV nennt die 2018
vorgenommene Kürzung der Literaturförderung des Landes um 34 Prozent
einen "Tiefpunkt" nach langem "Sinkflug" und fordert deshalb ein zwölf
Punkte umfassendes Konjunktur-Paket für Literatur: unter anderem "eine
deutliche Erhöhung des Literaturbudgets"; "ein Haus für die Literatur,
in dem Autoren die Möglichkeit haben, selbstverantwortet literarische
und performative Programme zu veranstalten"; "die Rückkehr zur
jährlichen Vergabe eines Landeskulturpreises für Literatur" (seit 2015
auf zwei Jahre reduziert, Anm.) ; "ein von Autoren selbst verwaltetes
und gestaltetes Literaturfestival, bei dem das oberösterreichische
Literaturschaffen in seiner Vielfalt präsentiert wird".
Hatte das Literaturbudget des Landes
1998 noch 3,92 Millionen Schilling (rund 284.800 Euro) betragen, so
belief sich die Förderung 2018 auf 180.000 Euro (0,1 Prozent des
Kulturbudgets). Der bürokratische Aufwand bei der Beantragung von
Förderungen habe sich jenem Maß erhöht, in dem deren Höhe schrumpfte.
Der Ankauf literarischer Publikationen
durch das Land wurde abgeschafft, wie auch Lesungen in der
Landesbibliothek. Zurückgefahrene Budgets für Lesungen und Workshops in
Schulen verschärfen die Lage, wobei Literatur in Zentralmatura-Zeiten
"zur unbedeutenden Nebensache und zur Herzensangelegenheit engagierter
Lehrkräfte verkommen" sei.
Die GAV schlägt deshalb ein
"Landesliteraturschulwerk" (vergleichbar mit dem Musikschulwerk) vor, in
dem Kinder und Jugendliche, unabhängig vom Einkommen der Eltern,
während der gesamten Schulzeit zusätzliche Förderung im "Denken, Lesen,
Schreiben, Dichten, Philosophieren" bekommen. Die GAV weiter: "Wir
denken auch an Deutschförderkurse, Creative-Writing-Kurse,
Präsentationstechniken, Poetry Slams, Gedichte, Songtexte, Reportagen
und an die Förderung kritischen Medienkonsums."
Die Landeskulturdirektion
erklärt auf OÖN-Anfrage, dass der Ankauf literarischer Publikationen
eingestellt wurde, da es sich um eine Doppelförderung gehandelt habe und
Literatur nach wie vor durch Druckkostenzuschüsse unterstützt werde.
Dass in der Landesbibliothek keine Lesungen mehr stattfinden, sei kein
Zeichen mangelnder Wertschätzung, sondern liege an deren Positionierung
als Haus der Wissenschaft – und des Adalbert Stifter Instituts als
Zentrum für Literatur. Das StifterHaus stelle den Autorenvereinigungen
jährlich acht bis zehn Veranstaltungstermine zur Verfügung, die sie
eigenverantwortlich gestalten können. Landeshauptmann Thomas Stelzer
(ÖVP): "Das Land unterstützt Literaturveranstaltungen, Festivals und
literarische Projekte sowie ansässige Autorenvereinigungen." Und mit dem
Stifter-Institut verfüge Oberösterreich über eine Einrichtung, die sich
zur Gänze der oberösterreichischen Literatur der Gegenwart und der
Vergangenheit widme.
Wenn dafür das KTM-Abgas-Museum überproportional hoch "gefördert" wird, muss die Literatur und Kultur sich eben bescheiden und halt mal zurückstehen. Das versteht sich unter "ehrenwerten" Männern doch von selbst...!?
AntwortenLöschenStimmt eigentlich, jetzt schäme ich mich stellvertretend für die versammelte AutorInnenschaft des Landes. Aber ich habe eine gute Idee: KTM lädt uns zu einer Würsteljause + Gratisführung in die MotoHall!
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