Mittwoch, 3. August 2022

Wir müssen mit Mut hinein in das Dunkel *

von Richard Wall

Zum 10. Todestag von Franz Xaver Hofer

„(…) Ich bin Zeitgenosse. Ich bin das, was so selbstverständlich ist, dass man es eigentlich gar nicht bezeichnen kann. Ich bekenne mich zum Prinzip der Verletzlichkeit, der Offenheit, des Gefühls – und der Liebe.“

Franz Xaver Hofer


In diesen Tagen, Anfang Juli, erinnere ich an Franz Xaver Hofer, der vor 10 Jahren, am 9. Juli 2012, viel zu früh verstarb. Er wäre in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden. Seine Frau, die Malerin und Autorin Helga Hofer, die über die vergangenen Jahre akribisch den Nachlass von Franz aufgearbeitet hat, und zu einem großen Teil, ohne finanziellen Aufwand zu scheuen, publiziert hat, überrascht mit einer gediegen editierten Publikation aufs Neue: Das schmale blaue Hoffnungsland.

Sie enthält noch unveröffentlichte Prosa und Gedichte ihres Mannes, sowie eine Hommage von Helga an den Menschen an ihrer Seite. In Die Zärtlichkeit des Regens geht sie auf die 40-jährige innige Beziehung und künstlerische Partnerschaft ein. Der Text macht die seltene Tiefe, ja das Besondere einer über die Jahre nicht abgekühlten Liebesbeziehung und von Kunst und Literatur weitgehend grundierten Lebensgemeinschaft nachvollziehbar. 

Helga hat nun auch die Beziehung zwischen der Graphikerin, Malerin und Glaskünstlerin Margret Bilger und ihren späteren Mann in einem 60-seitigen Essay aufgearbeitet.

Anhand von Tagebuchaufzeichnungen von Franz – er war zu Beginn der Beziehung 19 Jahre alt – und hunderter Briefe der „Bilgerin“ (Alfred Kubin) gelingt es ihr, das in der Intensität schwankende und sich wandelnde Verhältnis von 1961 bis zum Lebensende von Margret Bilger im Jahre 1971 nachzuzeichnen. 

Für das Verständnis der Beziehung sind wichtige Briefe, die auch Gedichte enthalten, umfangreich und leitlinienartig in den Text eingearbeitet. Sie verdeutlichen das Auf und Ab des doch letztlich ungleichen Paares (Margret Bilger ist zu dieser Zeit mit dem Maler Hans Joachim Breustedt verheiratet). Helga tritt erst 1971, ein halbes Jahr vor dem Tod von Margret Bilger, nachhaltig ins Leben von Franz.

Ergänzend hat die Herausgeberin eine fotografische Kurzbiographie sowie eine ausführliche und vollständige Publikationsliste von Franz sowie von Buchbesprechungen und anderen Texten über ihn und seine Kunstvermittlertätigkeit zusammengestellt.

Franz X. Hofer hat sich für die Zeitschrift Landstrich, für das Museum Bilger-Breustedt Haus in Taufkirchen sowie für Literatur und das Œuvre regionaler wie international bekannter Bildender Künstlerinnen und Künstler eingesetzt.

Bescheiden wie er war, trat er eher selten mit eigenen Publikationen an die Öffentlichkeit, sein Werk wurde erst spät, fast ausschließlich nach seinem Tod, von der Kritik und vom Feuilleton wahrgenommen. Davon zeugen die Texte und Essays von Erich Hackl, Hans Schusterbauer,  Brita Steinwendtner, Bernhard Widder und Richard Wall, die den Kern des Buches ausmachen.

Erschienen ist der schöne Band in der edition panoptikum (Hinterholz 14, 4933 Wildenau) und kann auch bei Helga Hofer bestellt werden.

Franz X. Hofer hat vor seinem Tod um Aufnahme in die GAV angesucht, die formelle Aufnahmebestätigung, nach dem Prozedere der Jury, erlebte er nicht mehr, sie erfolgte nach seinem Tod.  

R. Wall, Helga & Franz X. Hofer im Steinbruch St. Margarethen 
nach einem Besuch der Ausstellungshalle Maria Biljan-Bilger 
in Sommerein und einem Treffen mit dem Architekten Fritz Kurrent, Juli 08
Foto: Monika Wall-Penz

* Aus einem Gedicht von F.X. Hofer aus dem Jahr 1985

P.S.: Am 28. August, 15 Uhr, wird die Ausstellung „Franz Xaver Hofer / Der bildnerische Nachlass“ im Bilger-Breustedt-Haus eröffnet, und am 25. September, 17 Uhr, Buchpräsentation „Das Ich im Freien“, Gedichte von F. X. Hofer, anlässlich des 10. Todestages des Autors.


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