Dienstag, 17. September 2024

AUF DER SUCHE - über Bodo Hell

Von Herbert Christian Stöger

 
Vor einer Hütte. Auf der selben Stelle stehen wie Bodo Hell. Im Boden sind zwei Stück Holz eingegraben. Wie zwei Fußabdrücke. Darauf sein Name eingraviert. Daneben stecken ein oder mehrere Stecken. Je nach dem, wie viele hier hergekommen sind, um ihm die Ehre zu erweisen. Einmal wird sich dort ein kleiner Haufen bilden. Stecken dienen zur Unterstützung beim Wandern. Oder sie werden zum Viehtreiben benutzt. Jeder muß sich seinen Aufstieg selbst erwandern, um die Alm zu erreichen. Mehr als zwei Stunden Fußmarsch sollte man einplanen. Je nach dem, wo man abgesetzt wurde oder sein eigenes Auto parken konnte.

Vor vielen Jahren habe ich Bodo einmal dort oben besucht. Eine Zeit, wo noch mit analogen Kameras photographiert wurde. Es ist nur noch ein Bild davon erhalten. Dieses habe ich anläßlich einer Ausstellung bearbeitet. Die anderen sind in meinem Kopf, immer wieder aufblitzend.

 

Jemanden zu vermissen ist mehr als Anteilnahme. Aber zu wissen, jemanden nicht wieder zu sehen, ist ein Vermissen, das eine bleibende Leere hinterläßt.

 

Mit dieser Leere gilt es nun umzugehen. Er war einer, der sich mit Mensch und Tier verstand. Im Bezug auf einen Literaten ist das hervorhebenswert. Er trotzte bislang vielen Widrigkeiten in diesem Gelände am Berg.

 

Ein Signal den Berg hinauf. Verschiedene Laute wird auch er benutzt haben, um nach dem Vieh zu rufen. Hat er einen letzten Hilferuf ungehört setzen können?

 

Sein Leben spielte sich in den Sommermonaten auf der Grafenberg Alm am Dachstein ab. Er war ein Suchender. In jeder Hinsicht. Bestrebt, das Wissen der Welt in seinen Texten wieder erlebbar zu machen und damit dieses Wissen weiterzugeben, um es zu erhalten. Wie er selbst von sich sagte, war er ein Performer. Er konnte als Vortragender seine Texte unvergleichlich vermitteln.

 

Er beschäftigte sich mit hauptsächlich Nutztieren. Auf sie gab er acht und begab sich jeden Tag auf die Suche nach ihnen. Dabei ging er selbst verloren. Er kannte sich in seinem Gebiet so gut aus, daß er einen Weg gefunden hat, den vielleicht kein anderer mehr gehen wird. Einiges wird eben nur durch Überlieferung weitergegeben. Manche Wege gibt man nicht weiter, weil man andere davor beschützen will, sie auch zu beschreiten. Es ist zu gefährlich. Es war wohl zu gefährlich. Was immer geschehen sein mag. Sein Reich hat ihn aufgenommen. Eine Legende kann sich darum spinnen. Eine, die von Wahrheit erzählt, kann in diesem Fall nur eine Vermutung sein. Niemand anderes als er war dabei. Er wird es uns wohl nicht mehr erzählen.

Was kann mehr gesagt werden als: Er wird vermisst.

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Bildunterschriften:

1.

Folgende fünf Bilder sind anläßlich einer Lesung in der Maerz Galerie Linz entstanden. Es war nicht das letzte Mal, daß ich Bodo Hell getroffen habe, aber die letzten Bilder, die ich von ihm gemacht habe.

25. September 2020


2.

Bearbeitetes Photos beim Besuch auf seiner Alm.

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