[Dominika Meindl im "Falter"]
Auf
stolzen 600 Seiten und mit Dutzenden Collagen legt Hans Eichhorn die
Notizen eines stillen Betrachters vor, der denselben Blick auf den
Attersee wirft wie auf die Ereignisse der Gegenwart. Die Genauigkeit
der landschaftlichen wie der sprachlichen Wahrnehmungen kommt nicht
von ungefähr, ist doch das Beobachten für seine beiden Professionen
als Lyriker wie als Berufsfischer unerlässlich. „Um also
irgendetwas in Bewegung zu bringen, muss es gegen den eigenen Kopf
gedacht werden.“ Trotz phonetischer Assoziationen, lyrischer
Anwandlungen sind die „Wiederholungen“ nicht unpolitisch. Und
trotz des experimentellen Zugangs ist ihre Lektüre nicht mühsam.
Das Lyrische, die Natur und das Profane mischen sich locker. Synchron
und oft unvermittelt stehen die Sätze über den Einmarsch Hitlers
neben jenen über das Ausnehmen von Forellen. News-Fetzen fliegen
vorüber. Wenn der soeben mit dem Georg-Trakl- und dem Gleißner-Preis
Ausgezeichnete über Bud Spencer, die Ärgernisse des
Warenumtausches, den Wahlkampf, das alljährliche Todesopfer des
Attersees oder Rhythmusstörungen schreibt, hat das stets
metaphorischen Mehrwert. „Übrig
bleibt der Arabische Frühling und das gegenseitige Abschlachten auf
ein Neues hin. Nichts tun, nur schauen, zuschauen, wie der Gärtner
mit einer verzinkten Scheibtruhe ausfährt, das tut gut und mit
diesem Guttun hat es sich schon, zumindest für diesen Moment, der
alles ist und alles gewesen ist und wie niemals war. Wie schön!“
Ein schöner Ziegel!
Hans
Eichhorn: FAST das Große Haus. Wiederholungen. Bibliothek der
Provinz, 600
S., € 44
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