Montag, 24. Juni 2019

Irmgard Perfahl - Buchpräsentation


Irmgard Perfahl, Gedichte
Buchpräsentation der Grande Dame der oberösterreichischen Poesie, Irmgard Perfahl.

Von Richard Wall


Sie ist mit ihren 97 Jahren das älteste Mitglied der Grazer Autorinnen Autoren Versammlung (GAV), der größten Schriftstellervereinigung Österreichs. Dass Irmgard Perfahl trotz ihres hochsensiblen und originellen dichterischen Werkes hierzulande wenig bekannt ist, liegt einerseits an ihrer Bescheidenheit, andererseits in der Tatsache begründet, dass sie von 1976 bis 2002 in Tübingen gelebt hat. In deutschen Verlagen ist auch der Großteil ihres Werkes erschienen, so die Kurzprosa Fahren aber niemals ankommen (Tübingen 1976) oder der Roman Mosaik (1984). Übersetzungen aus dem Italienischen und Französischen (Simenon, Mario Luzi und Lyrik der italienischen Renaissance) belegen ihr formales Interesse, ihre Neugierde und Weltoffenheit.

Nach der 2015 im Arovell erschienen, vom Autor dieses Artikels herausgegebenen Gedichtesammlung Wortkristalle hat nun ihr Sohn, Ernst Perfahl ein wohl letztes Bändchen zusammengestellt. Es enthält Gedichte aus den letzten Jahren, denen man das Alter der Autorin kaum anmerkt: keine Anzeichen von nihilistischem Weltschmerz oder großspuriger Abgeklärtheit. Sie sind von einer gedanklichen Frische und jugendlichen Unbekümmertheit, Gedankenlyrik im besten Sinne, am ehesten an altchinesische Dichtung erinnernd. Immer wieder ist auch die Sprache, sind einzelne Wörter Gegenstand eines Gedichts: „Das Wort Knall hat bei uns keinen Plural / es verhält sich nicht so wie der Ball und der Fall / Wollte der Urknall der einzige Knall sein / und hat deshalb die Mehrzahl verboten? (…)“ – Im Gedicht Fragen könnte in Form einer Metapher ein Aspekt ihrer Person aufblitzen: „Hereinspaziert: ich bin eine offene Frage / (…) ich gebe Raum für Entgegnungen / es kommen ja viele (…)“ Und in der letzten Strophe steckt nun doch ein Hinweis auf ihr fortgeschrittenes Alter, mit dem sie ohne zu klagen auszukommen versucht: „Die kleinen kurzlebigen Fragen/ bestimmen mein Alter:/ Bist du nicht müde? / Schließt niemand dich ab und legt dich beiseite?/ Ach, das möchte ich gar nicht/ Ich halte durch“.

Die Buchpräsentation, mit einer Begrüßung durch die Verlegerin Nina Roiter, fand in Anwesenheit der Autorin in luftigen Höhen statt, im Loft des Ars Electronica Centers.

Irmgard Perfahl, Gedichte, mit Grafiken von Ernst Perfahl, Verlag Nina Roiter, Linz 2019

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