Eine Blut-und-Boden-Posse und ein Vorschlag zur Güte
Lieber Herr
Landeshauptmann, werte Mitglieder der Landesregierung,
Sie haben – wenn auch
nicht einstimmig, das schätzen wir – die Nominierung der FPÖ
akzeptiert und damit den rechtsextremen Kunstmaler Odin Wiesinger in
den Landeskulturbeirat gewählt. Mit dieser Handlung haben Sie dieses
Gremium vollends der Lächerlichkeit preisgegeben, darüber hinaus
aber der Kulturlandschaft schweren Schaden zugefügt. Man kann zu
dieser Posse stehen, wie man will: Ja, der LKB ist zahnlos, weil von
der Politik weitgehend ignoriert. Ja, die FPÖ hat ein Stück
inszeniert, in dem wir alle unsere Rollen eingenommen haben. Ja, die
Medien bauschen die Sache freudig auf. Ja, die Provokation ist
gelungen – wir ärgern uns maßlos. Ja, bei vielen Menschen kommt
jetzt die gewünschte Botschaft an, wir KünstlerInnen selbst würden
die Freiheit der Kunst beschneiden.
Fest steht: Durch die
dumme Angelegenheit ist der Rechtsextremismus in Oberösterreich ein
Stück weiter integriert worden. Die Strategie ist gelungen:
Legitimierung und Normalisierung über die Gremien. Wir sehen in der
Entsendung eines Mannes, der Frauen ein „hässliches und dummes
Stück Fleisch“ und Bildserien „Endsieg“ nennt, den Beweis
einer Führungsschwäche. Sofern
diese Art des Aktionismus einen derartigen Anklang findet, wird die
Politik eben nicht mehr so glaubwürdig sein, wenn sie beispielsweise
bei Zuwanderern den Respekt gegenüber Frauen einfordert, einen
Wertekatalog predigt und vor Radikalisierung warnt.
Weil wir aber immer am
Dialog und an der Konstruktivität interessiert sind, schlagen wir
als ersten Schritt zur Wiedergutmachung vor – wie im offenen Brief
von KUPF und gfk gefordert –, das neue Kulturleitbild mit diesem
Satz beginnen zu lassen:
„Ein neues
Kulturleitbild muss ein ganz klares und glaubwürdiges Bekenntnis zu
einer demokratischen, offenen, inklusiven Kulturpolitik enthalten,
die alle rechtsextremen, identitären Kultur- und Heimatbilder, die
sich aus einer Geisteshaltung ableiten, von der Österreich 1945
befreit wurde, eindeutig ablehnt.“
In der Hoffnung, hier für
Kunst und Kultur in Oberösterreich an einem Strang zu ziehen,
verbleiben wir mit freundlichen Grüßen:
Die
Mitglieder der Grazer Autorinnen Autorenversammlung Oberösterreich,
des P.E.N. Oberösterreich, des Linzer
AutorInnenkreises, des Experiments Literatur Wels sowie der Vereine
„Original Linzer Worte“ und „Post Skriptum Poetry Slam“
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