Rezension von Dominika Meindl (Falter 50/2019)
Weihnachten
bietet ein weites Feld des Scheiterns, und Weihnachtsliteratur
sowieso. Das Fest, das René Freund in „Swinging Bell“
beschreibt, geht ziemlich in die Hose – sein Roman jedoch nicht.
Und das, obwohl man den vermeintlichen Twist bald errät: Die
spießigen Enddreißiger Sandra und Thomas wollen endlich ohne
Herkunftsfamilie feiern, „das schönste Weihnachten unseres
Lebens“! Stört nur, dass die Online-Käufer das auf einem
Online-Portal angebotene Doppelbett ausgerechnet heute, am Heiligen
Abend abholen wollen. Als es läutet, stehen Elisabeth und Leo vor
der Tür, die ihre Beziehung über Partnertausch-Plattformen beleben
will und sich über die einschlägige Einladung ausgerechnet am
Heiligen Abend wundern. Bald sitzen die vier befangen und über die
Verwechslung aufgeklärt in der Wohnlandschaft. Es folgt keine
seichte Verwechslungskomödie, sondern ein tatsächlich
herzerwärmendes, vifes Kammerspiel über die Irrungen und Wirrungen
zeitgenössischer Heterosexualität. Das muss nicht überraschen,
Freund beherrscht sein Handwerk bestens.
René
Freund: Swinging Bells. Roman. Deuticke, 192 S., 18,50 €
Freund und Meindl sind gut befreundet - Urteile über die Objektivität der Rezension können Sie gerne in den Kommentarteil schreiben!
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